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BEISPIEL VERKEHRSBAUTEN:
Parkhaus Bantlinstraße, Reutlingen

Neubau 556 Kfz-Stellplätze Baukosten 14,8 Mio. DM Fertigstellung: Oktober 1993
Bauherr: Stadt Reutlingen

1. Preis bei Architektenwettbewerb September 1990
Wettbewerb: Michael A. Peter mit G. Zickenheiner, Architekten
Planung: Michael A. Peter mit M. Bauer, Architekten
Tragwerksplanung: Dipl.Ing. Hans-R. Peter mit M.Pluns

Prämierung im Verfahren Architekturpreis Beton 1995
Veröffentlichungen:
Wettbewerbe Aktuell, Bauwelt, DBZ, "Parkhäuser aber richtig" (Buch)

PROJEKTBESCHREIBUNG

DAS GRUNDSTÜCK
Ein Dreieck. Zwei Seiten mit Wohngebäuden unterschiedlicher Größe bebaut. Dazwischen, an der Ecke, eine Kirche. Die dritte, früher unbebaute Seite - eine 4-spurige Schnellstraße.


DAS STÄDTEBAULICHE KONZEPT
Das neue Gebäude schmiegt sich an die Schnellstraße an. Es vereinnahmt nicht mehr Grundstücksfläche als unbedingt erforderlich - gräbt sich stattdessen ein wenig in die Erde - und bewahrt Abstand zum Bestehenden.

Gleichzeitig wird eine Raumkante gebildet zum neuen Grünbereich hin, ein städtebaulicher Raum entsteht.


DIE BEIDEN BAUKÖRPER
Artverwandt und doch nicht gleich, sondern gerade und gekrümmt. Zwei Individuen, soll heißen: unverwechselbar, von den Benutzern leicht wiederaufzufinden. Übergroße Flächen und das Gefühl von Verlorenheit werden vermieden. Zwischen den Baukörpern entstehen Höfe. Tageslicht fällt auch in die Bereiche unterhalb des Geländeniveaus.

Der Querschnitt beider Baukörper: ein Trick. Jeweils zum Grünbereich hin - und nur dort - eine Betonscheibe über 5 Etagen, ein “Lochstreifenband”, mit der Aufgabe die Wohnbebauung
abzuschirmen gegen den Lärm der Schnellstraße.
Schallschutzwand und statische Tragstruktur in einem. Die Wirkung, am gebauten Objekt überprüft, ist verblüffend: die
Wohnbebauung hat ihre (nie dagewesene) Ruhe gefunden.
Die übrigen drei Seiten beider Baukörper bleiben jeweils vollständig offen für Licht und Luft.


DIE FASSADEN
Die einseitig an den beiden Baukörpern angeordneten Betonscheiben ermöglichen durch ihre Perforierung zusätzlich einen einen eigenwilligen Lichteinfall im Inneren der Gebäude.
Die Anordnung der Öffnungen gehorcht eigenen Gesetzen: pro Geschoss zwei übereinanderliegende Öffnungsreihen - eine über und eine unter der Scheinwerferhöhe von Kraftfahrzeugen. Auf diese Weise wird bei Nacht eine Blendung der umliegenden
Wohngebäude vermieden.

Hinter diesen fast hundert Meter langen Betonwänden verbergen sich die weiten "Räume" der Parkdecks. Dies ist den Fassaden anzusehen. Eine Imitation z.Bsp. von Wohnhausfassaden wird vermieden. Die Baukörper entwickeln ihre ganz eigene
Maßstäblichkeit, die das großräumige Innenleben wahrhaft wiederspiegelt, allerdings ohne dabei die Umgebung mit ihrer tatsächlich immensen Masse zu erschlagen.

Die drei verbleibenden Seiten beider Baukörper bestehen aus Stahlstützen mitdazwischen hängenden Streckgitter-Elementen.
Gleich "Schleiern" aus Metall wirken diese Fassaden von Innen betrachtet transparent und offen.
Von Aussen ergibt sich hier eine ruhige, flächige Baukörperwirkung. Das Innenleben des Parkhauses bleibt von Aussen nur schemenhaft wahrzunehmen, in Form von Silhouetten.

Ganz anders artikuliert sich die lange Platzkante zum Grünbereich und zu den vorhandenen Wohngebäuden hin. Treppen und Laubengänge gliedern diese Wand. Man verläßt den hinteren Baukörper bereits auf der Ebene des jeweiligen
Parkdecks, betritt gewissermaßen dann zunächst einmal den Grünbereich des neuen Platzes und geht anschließend einen von Baumkronen begleiteten Weg nach unten.


DER NUTZER
Er fährt auf ausreichend bemessenen Fahrbahnen, ohne Engstellen und ohne von Stützen behindert zu werden zu seinem Stellplatz. Der Weg zu den zahlreichen Ausgängen ist kurz und hell. Die Parkierungs-Ebenen sind auf einen Blick zu übersehen. Keine dunklen Ecken.
Das genügt. Mehr braucht ein Parkhaus seinen Gästen nicht zu bieten. Aber auch nicht weniger.

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